Guten Tag dir!
Der Biologe und Anthropologe Adolf Portmann
sprach als erster vom Menschen als "habituelle Frühgeburt" und von der Menschwerdung im "Sozialen Uterus". Der
Psychologe Moritz Nestor sagte 2019 in einem Vortrag:
"Kein Tier ist so lange auf die Hilfe und Pflege seiner sozialen Umwelt angewiesen wie der Mensch. Die Jungen
aller anderen Säugetiere machen die Entwicklung, die der Mensch im ersten Lebensjahr unter sozialen Bedingungen
durchläuft, im Mutterleib durch. Den Zustand, den alle höheren Säugetiere schon wenige Stunden nach der Geburt
erreicht haben, beginnt das Menschenkind erst am Ende des ersten Lebensjahres zu erreichen. Also nach zwölf
Monaten. Bis dahin verläuft die körperliche Reifung auch noch nach den biologischen Gesetzen des Mutterleibes –
aber schon unter sozialen Lernbedingungen. Wenige Stunden bei den anderen Säugern stehen einem ganzen Jahr beim
Menschen gegenüber. Portmann nennt dieses erste Lebensjahr, das man nur beim Menschen findet, den «sozialen
Uterus». Was hat das für eine Bedeutung?
Portmann hat herausgearbeitet, was die menschliche Ontogenese so grundlegend unterscheidet von der
Ontogenese anderer Säuger: Die Lernfähigkeit des Menschen und die gezielten Einflüsse der Beziehungspersonen
sind mit in die biologische Entwicklung des Kleinkindes eingeplant. Speziell im ersten Lebensjahr. Das gilt
aber auch für das ganze menschliche Leben. (...) Hirn und Nervensystem reifen nach der Geburt im sozialen
Kontakt des Kindes zu seiner sozialen Umwelt zur vollen Funktionstüchtigkeit heran. In einer Zeit also, da das
Kind bereits nicht mehr Teil der Mutter ist, wo das Kind über zwischenmenschliche Beziehungen mit der nährenden
und pflegenden Sozialumgebung verbunden ist. Eine «soziale Nabelschnur», ein «sozialer Uterus».
Das Neugeborene ist ein hilfloses Wesen, ohne nennenswerte verhaltenssteuernde Reflexe, aber wach, bewegungs-,
beziehungs- und lernfähig, das von der körperlichen und emotionalen Pflege seiner Umwelt abhängig ist. Dies ist
kein Mangelzustand, sondern der arteigene Geburtszustand des Menschen. Das macht seine Sonderstellung im
Tierreich aus.
(...) Das höchstentwickelte Gehirn im Tierreich steht dem Säugling zur Verfügung, das nachgeburtlich
lernend ausreift und in höchstem Masse beeinflussbar ist durch die Kultur. Von Anfang an ist dieses Gehirn
fähig, die hochkomplizierten Vorgänge der aktiven Beziehungsaufnahme zur Sozialwelt zu bewältigen."
Was heisst das für uns? Ich nehme an, es macht uns zu extrem sozialen und kooperativen Wesen. Und es gibt
uns wohl die lebenslange Aufgabe und Chance, zu lernen, unsere Nervensysteme zu regulieren. Wir erleben
tagtäglich, wie zerstörerisch unregulierte Nervensysteme sind, wieviel Leid und Schmerz sie hervorbringen. Wir
bleiben mit der Frage, wie wir uns selbst und einander Räume und Strukturen schaffen, die Geborgenheit und
Vertrauen hervorbringen anstatt Anspannung, Stress und Angst.
Wie können wir einen
sozialen Uterus für unser Werden schaffen?
Das ist mein Anliegen und Forschen - ob über die Yogapraxis, das somatische Forschen und freie Bewegen
oder die kokreativen TanzTheaterProjekte. Ob mit Erwachsenen, Kindern oder Babies.
Magst du diese Räume mitgestalten?
Neu findet der Yogakurs am Freitagmorgen ab Januar 2024 im NIa-Studio, Rebleutgang, Schaffhausen statt.
Im Yoga für Frauen hat es zurzeit einen freien Platz.
Im
Kurs Bewegung und Tanz mit Kindern und Eltern gibt es in beiden Gruppen noch freie Plätze.
Alle anderen Angebote findest du unten und auf meiner Website.
Mit herzlichen Grüssen,
Verena
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